Wer mit Fotolinsen und fixem Stativ versucht, dem Nachthimmel seine Geheimnisse zu entlocken stellt bald fest: Ohne Nachführung bekommt man, außer in Ausnahmefällen (extremes und lichtstarkes Weitwinkelobjektiv bei hoher ISO) nicht genügend Licht auf den Sensor, ohne dass die Sterne sichtbar am Bild wandert.
Die Sterne wandern, an den Polen am langsamsten am Himmelsäquator am schnellsten. Zu Analogfilmzeiten gab es eine Faustregel: bei Normalobjektiv (Bildwinkel einer 50mm Optik am Kleinbildformat also bei Olympus FT ein 25mm) kann man 20 Sekunden lang belichten, ohne dass Sterne am Film deutlich wanderten. Nun, ein Film ist gegenüber heutigen Auflösungen extrem „grobkörnig“. Bei den winzigen Pixel der FT Sensoren (3,8 – gar nur 3,3 µm) sieht man natürlich bereits kleinste Bewegung.
Nach der alten Regel würde das der Formel max.Bel,Zeit=500/FT Brennweite entsprechen. Vielfach kann man 250/FT Brennweite lesen, was suggeriert, dass man mit dem 7mm Weitwinkel 35 Sekunden belichten könnte. Nunja, selbst bei etwas unkritischen Betrachten der Bilder in hoher Vergrößerung wird man bei 20 Sekunden sehen, dass die Sterne zu Eiern werden. 120/FT Brennweite wird also recht gut hinkommen. Man muss aber auch bedenken: Bei Weitwinkeligeren Objektive kann man selten total exakt scharf stellen (geschweige dass das dann auch bleibt, wenn sich die Temperatur verändert) entsprechend groß werden helle Sterne sein. Und je größer, je weniger schnell sieht man deren Wanderung über den Sensor.
Anders sieht es da beim extrem scharfen mFT75/1.8 aus: Kürzlich hat es Ralph aus Wuppertal probiert mit dem mFT75/1.8 wie lange es wirklich geht: Am Äquator waren es 0,77 Sekunden auf den 16 MPixel Sensoren mit 3,8µm. Klar, bei den heute realisierbaren und noch gangbaren ISO sieht man auch bei 1 Sekunde jede Menge an Sternen, die man so nicht sehen würde. Aber es ist halt hoffnungslos unterbelichtet. Man bräuchte hier nämlich mindestens 1 Minute bis am Bild genügend Licht gesammelt wurde. Dann allerdings kann man sogar die eine oder Andere Galaxie in 500 Mio LJ ausmachen.
Also für uns bedeutet dass: 60/FT Brennweite und man ist auf der Sicheren Seite. Nahe der Himmelspole geht natürlich viel mehr. Wieviel geht, kann man ja leicht ermitteln: Belichtungsreihe mit unterschiedlichen Zeiten und kritisch am großen Schirm die Sterne ansehen…..
Lange Rege kurzer Sinn: Ohne Nachführung kommt man kaum weiter.
Nachdem ich zwei Jahre eine Kamera samt Objektiv huckepack am Teleskop verwendete um so die präzise Nachführung zu haben, habe ich mir ein kleine, aber feine Lösung angeschafft: Den Skywatcher „StarAdventurer“ und zwar das Set.
Ein ausführliche Vorstellung und Diskussion um den Star Adventurer gibt es am AstronomieForum.
Ich war überrascht wie unkompliziert das alles funktinierte. Wenn man die Anleitungen zum Einnorden ließt, denk man allerdings gleich, dass wird aufwändig. Aber zumindest Bei Sicht auf den Polarstern geht es mit der Kochab Methode sehr schnell. In Kürze: Der Stern Kochab ist im kleinen Wagen der zweithellste Stern. Der Polarstern liegt mit ihm auf einer gedachten Linie – und zwar hinter dem Himmelsnordpol, den er ja im Laufe der nacht umkreist. Fernrohre kehren aber das Bild um, sodass man nur im Polsucherfernrohr den Polarstern am Kreis zwischen der gedachten Linie und dem Zentrum bringen muss.
Also einfach aufstellen, Ausrichten der Achse auf den Himmelspol und Belichten. 1-2 Minuten sind auf jeden Fall leicht möglich, man mehr aber natürlich: Je länger die Brennweite, desto präziser muss man einnorden. Mit dem 135mm geht sich da jedenfalls noch 1 Minute aus. Bei viel mehr muss ich noch besser einnorden. Wer schwere Kameras / Optiken hat, sollte auch ein Gegengewicht anschaffen (ist im Set nicht dabei) oder als Gegengewicht eine zweit Kamera verwenden.
Achtung: Wer waagrecht Bilder am tieferen Südlichen Himmel machen will, braucht zusätzlich noch einen Kugelkopf.
Die Polsucherbeleuchtung ist allerdings sehr wackelig gelöst mit diesem Plastikteil, dass man in die Schiene steckt. Sollte man mit einem Klebstreifen sichern. Irgendwie geht es aber 😉 Korrektur: Ich habe mir mittlwerweile einen neuen Polsucher besorgt, der funktioniert jetzt wie er soll.
Hier zwei Beispiele:
Nord Amerika Nebel im Schwan mit der modifizierten E-PL6 und Samyang 135/2:
Und ein schnell ausgearbeitetes Bild unserer Nachbargalaxie, dass mit der E-M1.II und dem Samyang 135/2 entstanden ist:
Ein schnelles Bild des Kometen Neowise im Sommer 2020 – mFT75mm:
Aber das Hauptproblem ist halt die Bildbearbeitung hinterher.