Beobachtungsnacht 3.1.2019

MeteoBlue zeigte wider Erwarten ab Mitternacht einen klaren Himmel an:

190103 MeteoBlue


Das wäre günstig für die Quadrantiden, einen der stärksten Meteorströme des Jahres. So ab 2:00 wäre das Feld (oberhalb Bootes links der Deichsel des großen Wagens) auch schon etwas höher….

Noch am späten Nachmittag des 3. Jänner zog mit starkem Nordwind eine regelrechter Blizzard über den Osten Österreichs und brachte 2-3 cm an Schnee. Die Temperatur viel schlagartig von 0 Grad auf -3.

Ein Blick gegen den Himmel und in die INCA Kurzfristanalyse zeigten nach 21 Uhr dann schon Aufklarung:
190103 INCA2145


An so einem Tag (besser Nacht) wünscht man sie viele viele Nachführungen und modifizierte Kameras, denn wenn es einmal im Winter klarer wird, ist das sehr selten und der Winterhimmel ist voll von großen Objekten. Es war zwar Neumond, aber der frische Schnee vom Nachmittag reflektierte das viele Licht der mittlerweile gut ausgeleuchten Erdoberfläche. Mehr als eine SQM Wert 20.0 konnte ich nie messen. In so einer Nacht unter der Woche erwarte ich so ab 20,8-21,0 was einem gut 2x dunkleren Himmel entspricht. Man sah es sofort im Histogramm: Der Himmel war einfach sehr hell. Das Vorschaubild der modifizierten Kamera, das normalerweise rot ist, war hellgrün. Egal, man muss das nehmen was man bekommt. Freilich werden so wohl schwache Objekte wie der Hexen Kopfnebel, gleich neben dem Rigel im Orion, vom hellen Hintergrund überstrahlt werden.

Nun heißt es Prioritäten setzen, und so war Orion mein Hauptobjekt.

Sobald der Orion großflächig frei von Wolken war, wurde mit der modifizierten E-PL6 und dem mFT25/1.8 am StarAdventurer begonnen.
Das ist ja sehr schnell aufgebaut und läuft dann, bis auf Kontrollen der Schärfe vor sich hin. Mit einem Adapter von 46mm auf 52mm und einem von Teleskop Austria angefertigten Adapter auf 2″ Filter war vor dem Objektiv das UVIRcut Filter.

Hier die Planung des Feldes in Stellarium
Stellarium - Orion  mit 25mm


Ein Screenshot eines Bildes so wie es dann aus der Kamera kam inklusive Histogramm:
190103 OOC Orion  E-PL6 25mm

Belichtet wurden 2 Serien: Einmal mit F/2 und einmal mit F/2.8 bei ISO800 und jeweils 1 Minute lang. Wie man sieht: Das Grün der Lichtverschmutzung ist sehr lange gezogen. Normalerweise wäre da ein schöner Peak etwas über dem sowieso schwachem blauen Kanal und gut doppelt so stark der rote Kanal.
Letztlich waren alle Bilder mit F/2 zu schlecht (der Himmel war einfach zu hell und es war auch zu dunstig) So wurden dann die Bilder bei F2,8 genommen:

190103 Orion


Das zurechtgelegte Spiegelteleskop kam dann doch nicht zum Einsatz, weil der starke Höhenwind und der schlechte Himmel außer am Orion im Großflächigem Bereich nicht wirklich Qualität bringen kann. Dazu kostet alles viel Zeit aufzubauen mit Guider und ich war mir nicht sicher, wie lange überhaupt der Himmel klarer sein würde.

Also wurde dann die große Astromontierung (AZ-EQ6) mit einer E-M1.II und dem mFT75/1.8 Objektiv bestückt, zwei Sahnestückerl aus dem Olympus Fotoschatz.
Klar wünscht man sich da auch eine astromodifizerte Kamera wegen des viele H-Alpha das ja der Filter vor dem Sensor zu 2/3 wegschneidet, aber so kann man vielleicht auch zeigen, dass es auch mit einer normale Kamera möglich ist, da etwas herauszuholen.

Auch die AZ-EQ6 ist ja recht schnell aufgestellt, dann ein 1 Stern
alignment auf Rigel gemacht und die Optik gleich scharf gestellt. Hier sieht man schon deutlich die Auswirkung des schlechten Seeing: Die Sterne sind sehr stark aufgebläht. Eine Kontrolle durch Vorhalten der Bahtinovmaske zeigt mir am Monitor bei 14x im Liveview, dass es auch scharf ist, wenn ich auch ohne solche Hilfsmittel scharf stelle.
Das Feld wählte ich dann so aus, dass noch ein genügend Platz beim hellen Rigel bleibt…. falls man den Hexenkopfnebel doch mit aufs Bild bannen konnte. Die Gürtelsterne und der Orionnebel ging sich dann gerade auch noch so aus:

Stellarium - Orion  mit 75mm


Hier ein unbearbeitetes Einzelbild inkl dem Histogramm
190103 OOC ORI E-M1.II 75mm


Nach einer Probebelichtung hatte ich mich zunächst mal für 50 Sekunden, dann 25 Sekunden und 60sec bei ISO800 und Blende 2,8 entschlossen. Der hellere Stern etwas unterhalb des Orionnebels war in einer der Ecken des eingestellten Rasters der Vorschau und war hell genug um da immer wieder die Schärfe zu kontrollieren, was Anfangs beim Abkühlen notwendig ist. Gleich daneben sah ich in der 14x Vorschau auch zwei schwache Sterne sehr dicht nebeneinander, deren Trennung man auch zum Überprüfen der Schärfe heranziehen konnte. Ab und zu bewegte ich dann das Bildfeld leicht um etwas zu dithern. Dabei versetzt man das Bild um min 5 Pixel, damit Fehlstellen auf verschiedene Bereiche des Sensors falls, was eben eine noch bessere Fehlerkorrektur ermöglicht.

Derzeit konnte ich dieses Bild daraus gewinnen:
190103 Orion

E-M1.II, mFT75/1.8 @2.8 ISO800 55x20s 28x50s und 16x60s

Zwischenzeitlich musste ich dann mal den StarAdventurer an einer anderen Stelle plazieren, da ich schon etwas der Bäume in das Bildfeld gelangten.

Die Luft blieb zunächst um die -3 Grad, später kühlte es auf -5 Grad ab, aber die Luftfeuchte war mit um die 80% noch kein Problem. Nach gefühlt genügend Zeit entschied ich mich für einen Einsatz des kleinen Lacerta 72/432 APO, der ja viel zu selten genutzt wird. Da die Batterien der E-M1.II sowieso zum laden mussten wurde die schon vorbereitete E-M10.II genommen.

Vor dem Wechseln der E-M1.II machte ich noch einige Flats (bei ISO200 und +1,7eV, bei genau der selben Schärfe wie am Objekt) und dann bei aufgesetzten Objektivdeckel und kleinster Verschlusszeit BIAS Files. Danach wieder die ISO zurück auf 800 gestellt und mit der Serienbildfunktion noch Darks angefertigt. Dann war die Batterie auch leer…..

Der kleine APO ist zwischenzeitlich auf der Fensterbank zum Auskühlen gelegen, dann wurde Flattener und Kamera angeschraubt. Und wieder Rigel angefahren und Scharf gestellt. Danach die Montierung zum Orionnebel gefahren. Mein Glück war, dass die Ausrichtung so wie sie war passt. Ansonsten hätte ich das Bildfeld entsprechen rotiert und dann nochmal scharfgestellt. Ziemlich in der Mitte des Bildfeldes gelegen konnte ich die Trapezsterne im hellen Zentrum des Orion Nebel zum Scharfstellen und Kontrolle leicht nutzen.

Hier wieder ein unbearbeitetes Einzelbild bei 60 Sek, ISO800 und eben F/6 – da sieht man wie hell Orion wirklich ist

190103 OOC Orion E-M10.II  APO 72/432

Belichtet habe ich dann einiges bei 60 Sekunden, 20 Sekunden und einige wenige bei 2 Minuten, wo man dann schon merkt dass man entweder besser einnorden müsste oder den Guider braucht.
Kurz bevor das Feld etwas oberhalb des Rauchfangs kam, machte ich Darks mit den 20 und 60 Sekunden, BIAS und Flat Files.

Hier ein Ergebnis:

190103 M42 -Orion Nebel


Als die Batterie der E-PL6 nach gut 2,5 bis 3 Stunden wenig Ladung zeigte machte ich Flats und BIAS und einige wenige Darks. Die Batterie wurde getauscht und jetzt kam nochmal das mFT75/1.8 und ich versuchte in etwa das Bildfeld wie vorhin mit der E-M1.II zu erwischen.
Hier wieder ein Einzelbild aus der modifizierten E-PL6 und dem 75mm bei 60sec und ISO800
190103 OOC Orion  E-PL6 75mm.jpg

An den definierten Peaks der Farbkanäle sieht es schon besser aus, aber der Hintergrund ist nach wie vor sehr hell. Auch hier wurden 2 Serien gemacht, eine mit 60 und eine mit 25 Sekunden Belichtungszeit. Blende und ISO wurde bewusst gleichbehalten, sonst benötigt man hier auch noch entsprechende Flat und Dark Files.

Am StarAdventurer mit der E-PL6 ging sich noch eine kurze Session mit dem 12/2 Objektiv aus. Da der 52mm 2″ Adapter für das UVIRCutfilter vignettiert, verwendete ich ein 52mm Haida UVIR750 Filter.
Recht viel mehr ging sich dann auch nicht aus, denn es zogen schon immer wieder Wolken über den Himmel und es war deutlich heller durch hohen Dunst geworden.
Hier das Feld in Stellarium
Stellarium - Orion  mit 12mm

Hier die Ausgangslage am unbearbeitetn Bild, aber zum Zeigen der wichtigen Objekte des Winterhimmels sicher geeignet:

190103 OOC CMa ORI TAU E-PL6 12mm


Das ausgearbeitet Bild
190103 Wintersternbilder von Großen Hund (CMa) Orion bis Stier (TAU)

in Groß auf AstroBin

Und jetzt steht die Bearbeitung der gesammelten 15 GB an Daten an……

Übrigens: Anhand des keinen Wagens konnte ich in etwa sehen, dass da zumindest visuell bis knapp mag +4,8 drinnen war. Und Quadrantiden hatte ich auch ein paar Helle gesehen, aber recht weit westlich und es war dann nicht mehr wirklich freie Sicht für eine angebrachte Weitwinkelfotografiesession.