Der Sommer ist ja immer problematisch: Kurze Nächte, hohe Temperaturen (= stark erhöhtes Rauschen des Fotosensors) und wenn es dann doch abkühlt baldige Wolkenbildung und Tau. Nach diesem teilweise sehr kaltem Winter und der Trockeheit sind wenigstens Gelsen (Stechmücken) kein Problem…
An diesem Tag war es jedenfalls fast ideal. Mit 22 Grad um 22:00 zwar warm aber ein Nordwind machte mich zuversichtlich dass die Luftfeuchte länger unterhalb der kritischen 92% blieb. Wolken waren auch nur im Süden und in Horizontnähe zu sehen. Der Aufgang des 1/4 Mondes war kurz vor Mitternacht angesagt.
Ich befragte die INCA Karte die in etwa die aktuellen Werte der vergangenen Stunden zeigt und von der ZAMG zur Verfügung gestellt wird: Hier kann man dann in etwa abschätzen, wie es in der unmittelbaren Zukunft aussieht:
MetoBlue stellt u.a. lokalisierbare Karten zur Verfügung, die speziell auf Astronomische Beobachtungen ausgelegt sind. Da sah es auch nicht schlecht aus:
Was Temperaturen und Feuchte betrifft stimmt es oft nicht. Aber ich habe ja eine Wetterstation im Garten die dass anzeigt, wenn man es nicht sowieso merkt wie es steht…..
Als ich den Polarstern gerade schon erkennen konnte begann ich mit dem Aufbau. Heute sollte es mit dem Teleskop M27 (Hantelnebel) mit dem Teleskop und der modifizierten Kamera werden. Zusätzlich dann eine kleine unmodifizierte Kamera mit dem Olympus FT7-14/4 Ultraweitwinkel.
Da sowohl Teleskop wie auch Fotolinse F/4 haben, ist huckepack und gleichzeitiges Auslösen bei gleichen Belichtungseinstellungen ja ideal.
Mit dem Ultraweitwinke bekomme ich sicher ein Übersichtsbild über die Milchstraße im Zenit. Nicht zu viele Sterne, als dass man sich darin verliert aber dennoch viel mehr, als man mit dem Auge sehen kann.
Gegen 22:00 ist noch nicht ganz so dunkel, aber ein erstes Testbild zeigt mir dass es losgehen könnte, wenn nicht wieder Wolkenfelder vom Süden hereingezogen wären. Gerade beim Ultraweitwinkel zu vergessen. Glücklicherweise lösen sie sich bald auf. Die visuelle Grenzgröße von 3-4 (am kleinen Wagen abzulesen) ist nicht gut, was darauf hindeutet dass es einfach nicht wirklich klar ist. Mit SQM gegen 20,5 ist es dann aber schon mal besser, als andere im Umland von Wien.
Da Andromeda auch schon vernünftig hoch steht und dieser Teil des Himmels frei bleibt die nächste Zeit stelle ich noch schnell den Star Adventurer mit dem Samyang 135/2 hinaus. Das ist ja innerhalb 5 Minuten betriebsbereit.
Eine Testbelichtung vor einiger Zeit zeigt mir, das Bildfeld passt wunderbar. Mit F2 geht sich bequem 1 Minuten Belichtungszeit bei ISO800 aus. Da brauch ich nicht mal einen Sequenzer oder die Belichtungssteuerung des Star Adventurers bemühen (womit ich mich noch nicht mal befassen musste).
Letztlich kam es aber wie so oft: Kurz vor Mitternacht, beim Mondaufgang war der Himmel zu, sodass ich nach Abwarten, was ich nutzte um Darkframes zu machen, dann eine halbe Stunde später abbrach. Es klarte dann zwar nochmals gegen 1:00 auf, aber da war ich dann schon fast im Bett. Nächstes mal muss ich halt nachlegen.
Hier noch ein sehr schnelles Ergebnis was die 3 Kameras abgeliefert haben. Ich habe nur die Bilder zusammengerechnet, automatische Farbkorrektur und Kontrastkorrektur. Das ganze so wie es ist verkleinert:
Die Sommermilchstraße um das Sommerdreieck mit 7mm (14mm KB) Rohbild nach zusammenrechnen der 22 Bilder mit jeweils ISO800 und 4 Minuten Belichtungszeit
Der Hantelnebel (M27) durch den 200/800 „Newton ohne Namen“. Rohbild nach zusammenrechnen von 21 Bildern mit je ISO800 und 4 Minuten Belichtungszeit
Und hier die Andromeda Galaxie mit dem Samyang 135/2 als Rohbild nach stacken. 44×1 Minute belichtet ISO800, F/2 nachgeführt mit dem StarAdventurer.
Als Anfänger wäre ich vor 3 Jahren froh gewesen, ein solches Bild final in der Hand zu haben. Heute ist das nur ein Ausgangspunkt für eine ausgefeiltere Bildbearbeitung. Deutlich sieht man z.B. den Helligkeitsgradienten am Himmel und die Farben werden dann noch verstärkt. Um nur das Augenscheinlichste zu erwähnen.
Wer sich jetzt noch fragt, wo denn die vielen Spuren sind, die durchs Bild fliegende Flugzeuge und Satelliten hinterlassen:
Die werden beim Stacken herausgerechnet, was dann so aussieht:
Beim Stacken (zusammenrechnen der einzelnen Bilder) wendet man Algoritmen an, die alles was offensichtliche Ausreißer sind, aus dem Endergebnis verwerfen.
Das geht oft recht gut, aber wenn es nicht funktioniert, fehlen vielleicht wesentliche Teile des Objekts. Daher tut man gut daran, das zu kontrollieren was weggeworfen wird. Gegeben falls muss man dann die Parameter nachjustieren.