Sommersternhimmel: Schwan – Adler

In den lauen Sommernächten zieht das Sternbild des Schwans von Osten kommend hoch über unser Köpfe hinweg, im Winter sieht man am frühen Abend gerade noch wie er Richtung Westhorizont verschwindet.
Die Milchstraße zieht sich als Band durch die Sternbilder Schwan (Cygnus -Cyg), dem Adler (Aquila -Aql) und weiter über das Sternbild Schild (Sct) in Richtung Südhorizont wo vor dem Zentrum der Milchstraße das Sternbild des Schützen steht.
Um sich zu orientieren nimmt man die drei hellsten Sterne, das sogenannte „Sommerdreieck„,  die jeweils hellsten Sterne der Sternbilder Schwan, Leier und Adler: Deneb, Wega und Altair.

150806 Sternbild Schwan - Adler

(in Groß auf Astrobin]

150806 Sternbild Schwan - Adler

An nicht ganz so Sternklaren Nächten tut man sich leichter, die Sternbilder zu finden, weil man da nicht ganz so viele Sterne sieht, eben nur die hellsten. Dann findet man auch ein paar kleinere Sternbilder wie Pfeil (Sagitta – Sge), Füchschen (Vulpecula – Vul) oder Delphin (Delphinus – Del).

Mit einem Fernglas kann man nach dem Kleiderbügel (Collinder 399) suchen. Mit etwas Übung findet man ihn. Ebenso auf einem Foto, dass man am Stativ ein paar Sekunden belichtet:

150831 Colinder 399 / Brocchi's Cluster - "Kleiderbügel"

Wie man auf den Übersichtsbildern sehen kann: Mit einer einfachen Nachführung für Fotoapparate (sie z.b. den Sky Adventurer) und etwas Telebrennweite geben die vielen Wolken und Dunkelwolkenregionen bei sehr langen Belichtungen viel her: Wie der NGC7000 der Nord Amerika Nebel links unter Deneb, die Regionen um Sadr und beim Stern Tarazed der E-Dunkelnebel.

Auch für ein Teleskop gibt dieser Himmel vieles her:

Einer der schönsten Dopplesterne: Albireo  der Kopfstern des Schwan

Albireo

Er kann selbst mit normalen Fotoapparat und möglichst viel Telebrennweite bei kurzer Belichtungszeit fotografiert werden, denn er steht 30 acrsec (Winkelsekunden) auseinander und besteht aus einem orangen und blauen Stern: Hier mit 280mm Kleinbild Brennweite,  ISO800  2,5sec F/4:

150831 Albireo (Cyg)

Ein sehr schwierig zu trennendes 4 fach System stellt ε-Lyrae dar:

Wer sehr scharfe Augen hat, kann ε1 und ε2 mit freiem Auge trennen, der einen Daumen breit (2 Grad) neben der hellen Wega zu erkennen ist. Das vierfach Sternsystem  ε-Lyrae allerdings zu trennen erfordert schon recht hohes Auflösungsvermögen. Die zwei Komponenten der beiden Doppelsterne sind nur 2,3 bzw. 2,4 Winkelsekunden entfernt.

180520 E-Lyr

Einige der schönsten Supernovae Überresten findet man auch in diesem Bereichen:

M27 (NGC6853) der Hantelnebel im Sternbild Füchschen (Vulpecula – VUL):

150612 M27 / NGC6853 (Vul)

Der berühmte Ringnebel in der Leier

M57, NGC6720 - RIngnebel

und die Überreste einer wesentlich ältere Sternexplosion nahe dem Flügelstern Gienah: NGC6992/95 – Schleiernebel Nebel:

180815-16 Cirrus Nebel / Schleiernebel
150721 NGC6992 - Cirrus Nebel im Sternbild Schwan (Cyg)

IC5146 Cocoon Nebel

160807 IC5146 Cocoon

[Größer auf AstroBin]

NGC6888 (Mond) Sichelnebel – Crescent Nebel

240810-11 Sichelnebel / Mondsichelnebel / Crescent Nebel NGC6888

[Größer auf AstroBin]

Sh2-101 Tulpennebel im Sternbild Schwan

200820 Tulpennebel (Sh2-101) & Cygnus-X1

Links des Deneb im Sternbild Schwan befindet sich der sehr große Nord Amerika Nebel. Ein Objekt für den Fotoapparat, visuell ist er durch die geringe Flächenhelligkeit im tiefen rotem H-alpha Licht schlecht zu erkennen:

170728 NGC7000 N-Amerika Nebel & Pelikan Nebel

Der Doppelstern 61-Cygnus (unweit des Nordamerika Nebels) war der erste Stern, wo 1837/1828 durch Winkelmessung die Entfernung bestimmt werden konnte: Damals wurde sie mit 9,25 Lichtjahren angegeben. 11 Lichtjahre nach heutigem Kenntnisstand.

180720 61-Cyg

CAP – Steinbock (Capricornus)

Das Sternbild des Steinbock steht zwischen dem Schützen (Sgr) und Wassermann (Aqr). Im Sommer kann man links der Milchstraße, die durch das Sternbild des Schützen geht mindestens zwei hellere Sterne sehen die die Hörner symbolisieren sollen: Algedi und Dabih und hinten den Deneb Algedi

150710 Sternbild Steinbock - Capricornus- CAP

hier zum selber suchen 😉
150710 Sternbild Steinbock - Capricornus- CAP

α-Capricorni (Algiedi) ist ein Doppelstern, was man schon leicht erkennen kann, es sind aber keine echten aneinander gebunden Sternsysteme, denn einer ist 120 und der andere 1500 LJ weit weg. Allerdings sind beide sichtbaren Komponenten α und α auch echte Doppelsterne. Zumindest den ersten α1 kann man relativ leicht im Teleskop trennen, weil er mit 45 arcsec (Winkelsekunden) Abstand und nicht zu großen Helligkeitsunterschied mag 4 und mag 9 noch nicht ganz überstrahlt wird. Bei α2 sieht es schon spannender aus: mag 3.6 zu schwachen mag 11 und nur 7″ weit weg sind schon schwierig.

Der Kugelsternhaufen M30 ist das einzige Objekt aus dem Messier Katalog, den das Sternbild zu bieten hat. Mit einer Helligkeit von unter mag 7 aber nur im Fernglas.

 

 

TRI – Dreieck

Vom Sternbild Dreieck (Triangulum – Tri) kann man unter dem Stern Almaach im Andromeda zumindest 2 Stern leicht erkennen, der dritte schwächere findet sich dann schon dazu 😉 Darunter der hellere Hamal im Widder ist auch leicht zu sehen.

151101 TRI - Dreieck
151101 TRI - Dreieck

 

Das bekannteste Objekt ist die Dreiecksgalaxie M33. Sie ist nach M31, der bekannten Andromedagalaxie, unsere nächste Galaxie in der lokalen Gruppe. Sie ist 2,76 Mio LJ nah. Da die Helligkeit auf eine recht große Fläche verteilt ist, sieht man sie nur mit dem Fernglas. Richtig gut aber erst bei sehr dunklem Himmel. Mit einem Durchmesser von 50.000-60.000 Lj ist M33 nur ca. 60% so groß wie unsere Milchstraße.

Auffindekarte Dreiecksnebel:

151031 TRI - M31ww-anno1

Hier mein erstes Bild von Ende Oktober 2015

151031 M33 - Dreiecks Galaxie (Tri)

Ende August 2016 macht ich mehr Bilder. Zusätzlich zeigt der Einsatz einer modifizierten Kamera die Emissionsnebel  (H-Alpha). Diese roten Knoten darf man sich wie der Orionnebel in unsere Milchstraße vorstellen. Es sind Sternentstehungsgebiete.

160830 M33 - Dreiecks Galaxie

Im Herbst 2019 konnte ic1h dann auch wieder Belichtung sammel:

191025 M33 - Dreiecksgalaxie

ARI – Widder

Ein weiteres Tierkreiszeichen ist der Widder (Aries-ARI). Zumindest den hellen Stern Hamal und etwas schwächer Sheratan findet man sehr leicht, da recht hell. Darüber ist gleich das Sternbild Dreieck (Tri).

Finden kann man diese Sterne  im mittleren Drittel zwischen Plejaden  (Siebengestirn) im Sternbild Stier und Andromeda (rechts unter der Cassiopeia). Das Sternbild Fische rechts davon ist ja fast gar nicht zu sehen.

151230 TRI & ARI - Dreieck und Widder

151230 TRI & ARI - Dreieck und Widder

ORI – Orion

Der Himmelsjäger Orion ist wohl das am leichtesten zu erkennende Sternbild des Wintersternenhimmels

151230 Orion - ORI

151230 ORI - Beschreibung

(in 50%Originalgröße auf Astrobin)

B=der rote Riesenstern Beteigeuze, R=Blauer Riesenstern Rigel; M42=Orion Nebel A=Alnitak

Der Große Orionnebel (M42) ist selbst mit freiem Auge zu erkennen, mit dem Fernglas eine nebeliges Etwas, in dessen Zentrum die 4 Trapezsterne zu sehen sind. Darüber angehängt ist der kleine Orionnebel (M43) und darüber findet man eine weitere Struktur: den „Running Man“. Mit nur 1300 LJ ist er in unserer unmittelbaren Nachbarschaft zu finden. Er ist eine der aktivsten Sternentstehungsgebiete. Dies Sterne bringen den Nebel zu leuchten.

Interessant, aber sehr viel schwächer: Beim Gürtelstern Alnitak ist rechts der Flammennebel: NGC2024( und unter Alnitak der berühmte Pferdekopfnebel (IC434,B33), ein Dunkelwolke:
Einfach aus dem Original 1:1 herausgeschnitten, da sieht man was selbst auf so einem Bild noch erkennbar ist:

151230 ORI - crop 1:1 aus 30mm Bild

mit dem Teleskop (Brennweite 800mm, 14x4min ISO800 F/4)

190208 Pferdekopfnebel

Das markante Sternbild enthält ja viel helle Sterne und diese haben allesamt Namen, hier nur 3 der wichtigsten:

Beim roten (=kalten)  Beteigeuze (α Orionis) hat man einen riesigen Stern vor sich, den man bei heutigen Stand der Technik bereits als Scheibchen abbilden kann (o,o5 arcs). Gegenüber unten rechts im Orion ist der blaue (=heiß) Riese Rigel (β Orionis), der sich auch in einen roten Riesenstern verwandeln wird. Er beleuchtet tauch links eine Dunkelwolke, die sich sehr schwach vom Hintergrund abzeichnet und als Hexenkopfnebel bekannt ist.

Mitte November bis Dezember 2019 sank die Helligkeit von Beteigeuze schnell von mag +0,3 auf unter mag +1,5 ab. Damit ist nur mehr fast so hell wie der rechte Schulterstern Bellatrix (mag +1,7) und auch wesentlich dunkler als der oberhalb rechts stehende orange Riese Aldebaran im Sternbild Stier.
War er bisher so der 10. hellste Stern am Himmel ist er derzeit nur noch unter den 25. Hellsten am Himmel zu finden.

An sich ist es relativ einfach, Orion zu fotografieren: Große und relativ hell und daher kommt man recht schnell zu netten Bildern, im Detail ist aber gerade der Orionnebel sehr schwierig stimmig abzubilden. Er hat extreme Helligkeitsunterschied sodass man viele verschieden lang belichtete Bilder zu einem HDR Bild verarbeiten muss.

Hier ein erster Versuch 9x4min ISO400 und 6x4min ISO200 – HDR

160129 M42 - Orion Nebel (HDR)

Ende 2019 ein neuer Versuch bei etwas besseren Bildbearbeitungskentnissen.
Derzeit nur 1 Belichtungsserie, viel kürzere aber auch viel längere Belichtungen fehlen noch und bedürfen einer dunklen klaren Winternacht:

191230 Orion / M42

(höhere Auflösung bei AstroBin)

Hier trifft der Spruch „Astrofotografie ist zwar einfach, aber beliebig vertiefbar“ vollkommen zu!

Hier ein Blick aufs Zentrum des M42, das Trapezoid

160206 M42 Zentrum - Trapezium

Die Trapez Sterne sind vor 1-2,5Mio Jahren aufgeflammt und blasen das Gas aus dem Zentrum heraus. Links sieht man die Schockfront. Durch die Destabilisierung bilden sich nun weitere protoplanetare Scheiben. Löcher im Nebel wo sich das Gas zusammenballt und dann neue Sterne und Planetensystemen entstehen.

Die Trapez Sterne stehen mit 1,5 LJ sehr eng zueinander und sind ihrerseits Mehrfachsternsysteme. Man sieht die kleine Ausbuchtung bei den zwei Sternen am Bild.

Noch ein Bild mit dem kleinen Lacerta 72/432 APO – schön zu sehen, der „Running Man“

190103 M42 -Orion Nebel

Noch ein Übersichtsbild, wie es ein mFT 75mm (150mm KB Brennweite) zeigt – genau der untere Teil:

190103 Orion

rechts oberhalb des hellen Rigel zeichnet sich der Hexenkopfnebel ab

Ein kompletter Orion vom mit 25mm Objektiv.

190103 Orion

In Größer auf AstroBin

CAS – Cassiopeia

151227 Casseopeia CAS

->in größer auf Astrometry.net

Das Sternbild der Kassiopeia ist ein sehr auffälliges, zirkumpolares (=es ist bei und zu jeder Jahreszeit sichtbar) Sternbild. Auch als Himmels W ist es bekannt. Vom großen Wagen/Bären aus gesehen, befindet es sich gegenüber, die innere Spitze des W zeigt in etwa zum Polarstern.

In ihr findet man die stärkste Radioquelle (CAS-A), den ein Supernovaüberrest ausstrahlt. Die Region der CAS ist sehr Sternreich, denn die Milchstraße geht hier durch.

Im Sternbild finden sich viele Objekte.

Der Blasennebel und M52:

160828 Blasennebel NGC7635 & M52

In Groß auf AstroBin

γ-CAS  / IC 59 and IC 63  y-Cassiopeia Nebel

161004 γ-CAS Nebel /IC63 IC59

größer auf AstroBin

IC59 (links) und IC63 stehen ca. 550 LJ weit weg. γ-Cassiopeiae (Tsih ) ist ca. 4 Lichtjahre von diesen Gasnebel entfernt und bringt das Wasserstoffgas zum Leuchten. Bei IC59 gibt es auch mehr reflexions Anteile daher mehr blaues Licht.

Gleich rechts unterhalb des „W“ ist der Pacman Nebel – NGC281 zu finden

160922 NGC281 Pacman Nebel 29I4

größer auf AstroBin

Das Sternbild noch tiefer belichtet:

191025 Sternbild Kassiopeia / CAS

größer auf AstroBin

M2 / NGC 7089

151105 M2 - NGC 7089 (Aqr)

2×4 min ISO400

Im Sternbild Wassermann (Aquarius / Aqr) findet man diese Kugelsternhaufen. Er ist an der Grenze der Sichtbarkeit mit dem freien Auge. Entdeckt wurde er 1746, William Herschel ist es 1794 erstmals gelungen das „nebelige etwas“ in einzelne Sterne aufzulösen.

Die scheinbare Helligkeit ist bei mag 6,5, die hellsten Einzelsterne sind bei mag 13.

Momentan ist er im inneren Halo der Milchstraße zu finden und ca 36.000 LJ weit weg, also weiter als unser galaktische Zentrum. Er hat aber die höchste Geschwindigkeit aller Kugelsternhaufen der Milchstraße und die Bahn führt ihn in weiteren Mrd Jahren bis zu 150.000 LJ hinaus ins äußere Halo der Galaxie.

Er ist wie praktisch alle Kugelsternhaufen mit 12 Mrd. Jahren sehr alt, und enthält auch kaum Metalle. Der Durchmesser ist rund 150 LJ.  Mit 100.000 Sternen ist er auch einer der sternreichsten Vertreter seiner Klasse.

 

Psc -Sternbild Fische / Pisces

An diesem Sternbild sieht man sehr deutlich: Viele Sternbilder im Tierkreiszeichen sind schlecht zu erkennen. Hier ein Weitwinkelbild (28mm KB) des an sich großen Sternbildes der Fische

151105 Sternbild Fische / Pisces - Psc

Hier die Auflösung inform der Astrometrierten Version:

151105 Sternbild Fische / Pisces - Psc

In Groß auf Astrometry.net

Rechts das Sternbild Wassermann (Aquarius/Aqr) links der Widder (Aries/Ari). Im Jahreszeitlichen Ablauf steht die Sonne im Februar im Wassermann, im März in den Fischen und dann folgen die im Sternbild Widder geborenen.
Beim Widder kann man wenigstens zwei helle Sterne leicht erkennen unter der Andromeda….

Zu den Sternen: Die hellsten Sterne beginnen bei mag 3,6 – also in der Stadt so gut wie nicht zu sehen. Der Rest hat mag 4,5 bis über mag 5, also an der Grenze der Sichtbarkeit bei gutem Seeing.

Neben einigen Doppelsternen und Veränderlichen gibt es nur ein Objekt aus dem Messierkatalog: M74 eine schöne, wenn auch schwache Spiralgalxie in ca 23 Mio Lj Entfernung.

 

UMa Großer Wagen / Bär

Der große Bär, eigentlich die große Bärin ist ein sehr großes Sternbild

190307 Großer Wagen / große Bärin - UMa

Wer sich nur ein wenig auskennt am Sternhimmel, der kennt aber den auffälligsten Teil des Sternbilds, denr große Wagen:

190307 Großer Wagen / große Bärin - UMa

(in Groß auf AstroBin)

Auf unseren Breiten und natürlich höher im Norden ist das Sternbild zirkumpolar, es ist also das ganze Jahr hindurch zu sehen, wie es um den Nordpol wandert.

Der 2 Stern in der Deichsel des großen Wagens ist ein visueller Dopplestern Mizar und Alcor (das Reiterchen). Wer gute Augen hat, kann dieses Pärchen trennen, weshalb es schon im Arabischen Raum für Augentests bekannt war. In Wirklichkeit dürften es nur zufällig eng stehende Sterne sein. Mizar allerdings ist ein echter Doppelstern, den man mit einem kleinen Teleskop trennen kann:

Mizar und Alcor

M101 – Feuerradgalaxie

190406 Feuerrad Galaxie - M101

Von uns aus gesehen die 3. größte Galaxie, nach Andromeda (M31) und Dreiecksgalaxie (M33). Eine der wenigen wo man auch schön von oben auf die Spiralarme drauf sieht. Mit einer scheinbaren Helligkeit von 7,5 mag kann man sie im Fernglas sehen. Sie ist von uns 22 Millionen Lichtjahre weit weg und übertrifft sie mit einem Durchmesser von  170.000 Lj. die Andromeda Galaxie bei weitem.

Wenn man den Hinteren Teil des Wagenkastens Richtung Polarstern geht, der ja 5x dem Abstand der hinteren Sterne entspricht, kommt man am halben Weg zu Bodes Galaxien – M81 und M82. Sie sind zu unserem lokalen Haufen (wo unsere Michstraße, Andromeda und Dreiecksgalaxie gehören) die nächsten Galaxien und 11,5 und 11,8 Mio LJ weit weg.

190322 M81 & M82 Bodes Galxien

im weiten Feld mit IFN :

190330 Bodes Galaxien M81 & M82

Eine der selteneren Polarring Galaxien, NGC3718 kann man auch im Sternbild finden:

190406 NGC3718 (r) NGC3729 (l) Hickson 56

UMi kleiner Wagen Kleiner Bär

150226 UMi
150226 UMi - Astrometriert

Wie man auf dem Bild sieht, besteht der kleine Wagen aus helleren und dunkleren Sternen. Da diese aber in der Helligkeit stark unterschiedlich sein, kann man an im auch die Güte des Himmels (=Seeing) ablesen. Polaris hat eine Helligkeit von mag 2. Im Kasten der hellste Stern hat auch mag 2,1, der darunter mag 3,0. Die restlichen Sterne der Deichsel des kleine Wagen haben mag 4,2-4,4. Der schwächste Stern des Kastens, schräg gegenüber des hellen Kochab, hat nur mag 4,9 also fast 5, gleich darüber ist ein Sternchen mit 5.5!. Wenn man den sehen kann, hat man schon eine recht dunklen Himmel. Unsere angepassten Augen sehen Objekte von ca mag 5,5-6,5. Letzteres in Europa wohl kaum mehr.

Alleine die Straßenbeleuchtung senkt die Sichtbarkeitsgrenze um 3 mag, die Lichtglocke über der Stadt natürlich weiter. Das hat aber gerade für den Anfänger einen Vorteil: Er sieht nur die hellsten Sterne und findet sich leichter zurecht. Auch bei etwas länger belichteten Fotos gehen meist die hellen Sterne in einem Meer von Lichtpunkten der schwächeren Sterne unter. Deshalb habe ich obiges Fotos durch ein Weichzeichenfilter gemacht. Helle Sterne zeigen dann eine größere Fläche, auch bei längerer Belichtung.
Ein normales Fernglas (7×50) steigert die Grenzgröße um ca +4mag. Dann kann man Sterne und Objekte noch bis ca. 9-10mag erkennen. Man sagt „ab 200mm öffnet den Himmel“. So steigt die visuelle Grenzgröße auf 13 mag. Der Zentralstern im bekannten Ringnebel der Leier mit mag 14,7 ist aber nur noch fotografisch mit längerem Lichtsammeln abzubilden.

Polaris, der Polarstern liegt nicht genau im Norden, sondern etwas daneben auf der gedachten Linie Richtung Kochab. Er umkreist den Himmelsnordpol im Laufe der Nacht. Wird die Achse der Teleskopmontierung  genau auf den Himmelsnordpol ausgerichtet (=einnorden). Dann reicht es, wenn ein Motor genau diese Achse bewegt. Wer das genau trifft und wenn der Motor präzise arbeitet, wird das Fernrohr oder Fotoapparat immer genau mit dem Stern nachgeführt. So gelingen dann Langzeitbelichtungen. Wenn das weniger gut läuft, belichtet man entweder kürzer und öfter, oder man benützt einen Guider, der anhand eines Leitsterns die Nachführung korrigiert. Dazu verwende ich den MGen von Lacerta (Teleskop Austria)

An lohnenswerten Objekten gibt es im Kleinen Wagen zumindest in unmittelbarer Nähe des Polarsterns nicht viele allgemein bekannte Objekte. Wir sehen hier weitab unserer Milchstraße in die Tiefen des Universums. Wer aber sehr lange belichtet (mehr als 10 Stunden!), wird aber selbst hier Molekülwolken, wie sie überall vorkommen, finden können. Solches herauszuholen ist aber eine hohe Kunst, meist reicht die Tiefe (sehr lange belichtet) der Astrofotos nicht, und oft werden die schwachen Staubbänder beim Versuch den Hintergrund zu glätten gleich mit entfernt.

Hier UMi  um einiges tiefer belichtet

180408 Kleiner Wagen / Bär - UMi

[Olympus E-M10.II, 25mm (50mm KB), ISO800 F2,5 44x1min]

Bei obigen Foto sieht man beim Polarstern den „Verlobungsring“ mit Polaris als „Diamant“ ein Asterismus. Das ist eine zufällig Anordnung von Sternen, die für uns einen Sinn ergeben. Die meisten Sternbilder sind das auch, denn die Sterne gehören nicht immer zusammen oder stehen in der selben Entfernung und haben gleiche Vorgeschichten. Die Sterne in diesem „Engagement Ring“ haben eine Helligkeit von 8-9 mag, also eher nur mit einem größeren lichtstärkeren Fernrohr zu sehen.

Wer mal auf den Polarstern (Polaris) kurz belichtet (0,1-10 sek – je nach Gerät) wird sehen, dass er ein visueller Doppelstern ist. Polaris ist mit mag 2 recht hell, der Begleiter hat nur mag 9.0 und steht mit 18 Bogensekunden (arcsec) recht nahe. Belichtet man zu lange, wird er vom viel helleren Stern überstrahlt:

18.8.2014 Polaris

FN200/800 ISO200 10sec Olympus E-M1

Die Hauptkomponente Polaris ist aber auch ein spektroskopischer Doppelstern, das lässt sich aber nur durch aufwendige Messungen nachweisen. Polaris ist also ein dreifach Sternsystem.  Von der Größe her ist Polaris ein Überriese, mit 100 Sonnendurchmesser und strahlt 5000 mal heller als unsere Sonne. Von uns ist er  431,42 Lichtjahre weit weg. Polaris schwankt auch ganz leicht in der Helligkeit (0.01mag) alle 4 Tage, außerdem pulsiert er leicht, allerdings seit einigen Jahrzehnten immer weniger.

Durch diese Gegend ziehen sich große Staubwolken. Bekannt als Polaris Nebel oder (Nördliche) Polar Spur (NPS). Sie ist ein Beispiel für IFN (Integrated Flux Nebula). Solche Nebel liegt in den äußeren Regionen unserer Galaxie und besteht aus feinen Staubpartikeln, die durch das reflektierte Licht der gesamten Milchstraße beleuchtet werden. Sie heben sich sehr schwach vom dunklen Hintergrund ab, weshalb sie relativ schwierig herauszuarbeiten sind.

190406 Kleiner Wagen - Nord Polar Spur

[E-M10.II, mFT25/1.8 95x1min]