Wie man auf dem Bild sieht, besteht der kleine Wagen aus helleren und dunkleren Sternen. Da diese aber in der Helligkeit stark unterschiedlich sein, kann man an im auch die Güte des Himmels (=Seeing) ablesen. Polaris hat eine Helligkeit von mag 2. Im Kasten der hellste Stern hat auch mag 2,1, der darunter mag 3,0. Die restlichen Sterne der Deichsel des kleine Wagen haben mag 4,2-4,4. Der schwächste Stern des Kastens, schräg gegenüber des hellen Kochab, hat nur mag 4,9 also fast 5, gleich darüber ist ein Sternchen mit 5.5!. Wenn man den sehen kann, hat man schon eine recht dunklen Himmel. Unsere angepassten Augen sehen Objekte von ca mag 5,5-6,5. Letzteres in Europa wohl kaum mehr.
Alleine die Straßenbeleuchtung senkt die Sichtbarkeitsgrenze um 3 mag, die Lichtglocke über der Stadt natürlich weiter. Das hat aber gerade für den Anfänger einen Vorteil: Er sieht nur die hellsten Sterne und findet sich leichter zurecht. Auch bei etwas länger belichteten Fotos gehen meist die hellen Sterne in einem Meer von Lichtpunkten der schwächeren Sterne unter. Deshalb habe ich obiges Fotos durch ein Weichzeichenfilter gemacht. Helle Sterne zeigen dann eine größere Fläche, auch bei längerer Belichtung.
Ein normales Fernglas (7×50) steigert die Grenzgröße um ca +4mag. Dann kann man Sterne und Objekte noch bis ca. 9-10mag erkennen. Man sagt „ab 200mm öffnet den Himmel“. So steigt die visuelle Grenzgröße auf 13 mag. Der Zentralstern im bekannten Ringnebel der Leier mit mag 14,7 ist aber nur noch fotografisch mit längerem Lichtsammeln abzubilden.
Polaris, der Polarstern liegt nicht genau im Norden, sondern etwas daneben auf der gedachten Linie Richtung Kochab. Er umkreist den Himmelsnordpol im Laufe der Nacht. Wird die Achse der Teleskopmontierung genau auf den Himmelsnordpol ausgerichtet (=einnorden). Dann reicht es, wenn ein Motor genau diese Achse bewegt. Wer das genau trifft und wenn der Motor präzise arbeitet, wird das Fernrohr oder Fotoapparat immer genau mit dem Stern nachgeführt. So gelingen dann Langzeitbelichtungen. Wenn das weniger gut läuft, belichtet man entweder kürzer und öfter, oder man benützt einen Guider, der anhand eines Leitsterns die Nachführung korrigiert. Dazu verwende ich den MGen von Lacerta (Teleskop Austria)
An lohnenswerten Objekten gibt es im Kleinen Wagen zumindest in unmittelbarer Nähe des Polarsterns nicht viele allgemein bekannte Objekte. Wir sehen hier weitab unserer Milchstraße in die Tiefen des Universums. Wer aber sehr lange belichtet (mehr als 10 Stunden!), wird aber selbst hier Molekülwolken, wie sie überall vorkommen, finden können. Solches herauszuholen ist aber eine hohe Kunst, meist reicht die Tiefe (sehr lange belichtet) der Astrofotos nicht, und oft werden die schwachen Staubbänder beim Versuch den Hintergrund zu glätten gleich mit entfernt.
Hier UMi um einiges tiefer belichtet
[Olympus E-M10.II, 25mm (50mm KB), ISO800 F2,5 44x1min]
Bei obigen Foto sieht man beim Polarstern den „Verlobungsring“ mit Polaris als „Diamant“ ein Asterismus. Das ist eine zufällig Anordnung von Sternen, die für uns einen Sinn ergeben. Die meisten Sternbilder sind das auch, denn die Sterne gehören nicht immer zusammen oder stehen in der selben Entfernung und haben gleiche Vorgeschichten. Die Sterne in diesem „Engagement Ring“ haben eine Helligkeit von 8-9 mag, also eher nur mit einem größeren lichtstärkeren Fernrohr zu sehen.
Wer mal auf den Polarstern (Polaris) kurz belichtet (0,1-10 sek – je nach Gerät) wird sehen, dass er ein visueller Doppelstern ist. Polaris ist mit mag 2 recht hell, der Begleiter hat nur mag 9.0 und steht mit 18 Bogensekunden (arcsec) recht nahe. Belichtet man zu lange, wird er vom viel helleren Stern überstrahlt:
FN200/800 ISO200 10sec Olympus E-M1
Die Hauptkomponente Polaris ist aber auch ein spektroskopischer Doppelstern, das lässt sich aber nur durch aufwendige Messungen nachweisen. Polaris ist also ein dreifach Sternsystem. Von der Größe her ist Polaris ein Überriese, mit 100 Sonnendurchmesser und strahlt 5000 mal heller als unsere Sonne. Von uns ist er 431,42 Lichtjahre weit weg. Polaris schwankt auch ganz leicht in der Helligkeit (0.01mag) alle 4 Tage, außerdem pulsiert er leicht, allerdings seit einigen Jahrzehnten immer weniger.
Durch diese Gegend ziehen sich große Staubwolken. Bekannt als Polaris Nebel oder (Nördliche) Polar Spur (NPS). Sie ist ein Beispiel für IFN (Integrated Flux Nebula). Solche Nebel liegt in den äußeren Regionen unserer Galaxie und besteht aus feinen Staubpartikeln, die durch das reflektierte Licht der gesamten Milchstraße beleuchtet werden. Sie heben sich sehr schwach vom dunklen Hintergrund ab, weshalb sie relativ schwierig herauszuarbeiten sind.
[E-M10.II, mFT25/1.8 95x1min]